Ein Staat, in dem die Schwächeren einfach auf der Strecke bleiben, kann nicht die Grundlage für eine moderne Demokratie sein. Deshalb muss eine soziale Komponente in der grundsätzlich freien Marktwirtschaft etabliert sein. Eine sozial gesteuerte Marktwirtschaft, nämlich die Soziale Marktwirtschaft, ist der erfolgreiche Versuch, dies in Deutschland umzusetzen.
Der Gedanke der Sozialen Marktwirtschaft ist, dass in einem Staat nicht nur eine kleine Minderheit von Kapitaleignern vom Wettbewerb profitiert und immer reicher wird, sondern, dass der erreichte Wohlstand einer möglichst großen Gruppe von Menschen aller sozialen Schichten zugute kommen soll. Das Prinzip der Freiheit auf dem Markt soll mit dem Prinzip des sozialen Ausgleichs verbunden werden.
Diese Wirtschaftsordnung hat ihr geistiges Fundament in der zum christlichen Verständnis des Menschen gehörenden Idee verantworteter Freiheit und orientiert sich an den Grundwerten der christlichen Soziallehre. Die Soziale Marktwirtschaft bildet den Gegensatz zur sozialistischen Planwirtschaft und unkontrollierten Wirtschaftsformen liberalistischer Prägung. Ihre Grundlagen sind Leistung und soziale Gerechtigkeit, Wettbewerb und Solidarität, Eigenverantwortung und soziale Sicherung. Wirtschaftsordnung und Sozialordnung sind untrennbar miteinander verbunden. Sie ergänzen einander. Eine Wirtschaftspolitik ohne Gerechtigkeit gefährdet den sozialen Frieden.
Die soziale Marktwirtschaft hat im Laufe der Zeit allen Bevölkerungsschichten in Deutschland Einkommenserhöhungen gebracht. Sie hat dafür gesorgt, dass Arbeitsmindeststandards (z.B. Wochenarbeitszeit) befolgt werden müssen, dass Arbeitsplätze geschaffen wurden und letztlich die Steuereinnahmequelle des Staates gesichert ist.
Auch auf Ebene des europäischen Binnenmarktes gibt es ähnliche Bestrebungen. Die vier Grundfreiheiten der EU gestatten uneingeschränkten Waren-, Personen-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr. Um leistungsfähig zu sein, soll die Wirtschaftsordnung aber auch soziale Grundzüge tragen. Ein großer Schritt in diese Richtung war die Verankerung eines Beschäftigungskapitels im Vertrag von Amsterdam 1997. Das Europäische Sozialmodell schafft sozialen Frieden und dämmt die Widersprüche zwischen Kapital und Arbeit ein.